28. März 2020

Die Fallzahlen von Covid-19 in den USA steigen rasant. Das liege zum einen an der Zeitverzögerung beim Inkraftsetzen der Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus, sagte die Journalistin Katja Ridderbusch im Dlf. Zum anderen aber auch an der Struktur des amerikanischen Gesundheits- und Sozialsystems.

Katja Ridderbusch im Gespräch mit Philipp May

Die Journalistin und Autorin Katja Ridderbusch lebt in Atlanta. Sie glaubt, dass sich die schlimmen Zustände wie in New York auch auf andere Ballungsgebiete ausweiten könnten. Auch in Atlanta seien die großen Krankenhäuser bereits am Kapazitäts-Limit.

Zwei Faktoren hätten zur rasanten Ausbreitung in den USA beigetragen: Zum einen sei am Anfang der Krise die Zeitverzögerung bei der Inkraftsetzung der Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Nachteil gewesen. „Zum anderen ist es die Struktur des amerikanischen Gesundheits- und Sozialsystems“, sagt Ridderbusch.

Vorsprung verspielt

Die Zeitverzögerung gehe eindeutig auf Trumps Konto. Die USA hätten zu spät reagiert und zu spät mit dem Testen angefangen. „Das ist besonders tragisch, weil sich das Land einen gewissen Vorsprung erarbeitet hatte“, meint die Journalistin – und zwar mit dem frühen Einreisestopp für Menschen aus China. „Man hätte die Zeit nutzen können, um erste Quarantäne-Pläne auszuarbeiten.“

Stattdessen habe US-Präsident Trump diesen Vorsprung verspielt – und die Krise heruntergespielt. Die Strukturprobleme im Gesundheitssystem hätten allerdings schon lange vor Trump existiert. Das Sozialsystem sei traditionell schwach und gekoppelt mit einem Gesundheitssystem, das nach marktwirtschaftlichen Prinzipien arbeite. Medizinische Behandlungskosten seien immer noch der größte Grund für Privatinsolvenzen in den USA.

© Deutschlandfunk | Katja Ridderbusch