28. Mai 2020
Vor 40 Jahren ging CNN als weltweit erster TV-Nachrichtenkanal auf Sendung. Seither wird live über Krisen, von Großereignissen oder aus Kriegsgebieten berichtet. Heute ist CNN eine etablierte globale Medienmarke – und der Lieblingsfeind von US-Präsident Trump.
Von Katja Ridderbusch
„Good Evening. I’m David Walker, and I’m Lois Hart. Here’s the news.“
Fast beiläufig begann am frühen Abend des 1. Juni 1980 in einem umgebauten Country Club in Atlanta ein Kapitel globaler Mediengeschichte: CNN – Cable News Network – ging als weltweit erster reiner Nachrichtenkanal auf Sendung. Gegründet wurde er von dem Geschäftsmann Ted Turner.
Der Start von CNN vor 40 Jahren war ein waghalsiges Projekt, betont Richard John, Medienhistoriker an der Columbia University in New York im Gespräch via Zoom.
„Bis zu diesem Zeitpunkt haben Amerikaner um halb sieben die Abendnachrichten eingeschaltet, das war ein festes Ritual. Deshalb waren viele Medienleute skeptisch. Würde der Sender ein 24-Stunden-Vollprogramm allein mit journalistischen Inhalten füllen können? Und gab es dafür überhaupt ein Publikum?“
24-Stunden Nachrichten war ein neues Konzept
Die Anfangsjahre von CNN waren holprig, technische Pannen gehörten zum Alltag, der Sender schrieb Verluste.
Doch die Idee der Rund-um-die-Uhr-Nachrichten begann langsam zu greifen: Bei der Explosion die Raumfähre Challenger 1986 war CNN als einziger Sender live dabei. Ebenso ein Jahr später bei der Rettungsaktion von „Baby Jessica“. Das Kleinkind aus Texas war in einen Brunnen gefallen.
Doch erst 1991 wurde CNN zur globalen Medienmarke. Der Sender übertrug während des zweiten Golfkriegs den Beginn des Bombardements auf Bagdad – vom Dach des Al-Rashid-Hotels.
Körnige Bilder, helle Blitze in grün schimmerndem Nachthimmel – das wurde fortan zur visuellen Signatur von CNN.
Begleiter von Kriegen, Krisen, Katastrophen
Seither liefert der Sender die Live-Bilder zu Kriegen und Konflikten, Terroranschlägen Amokläufen, Naturkatastrophen, Flugzeugabstürzen.
Mit dem Aufstieg des rechtskonservativen Kanals Fox News im Jahr 1996 begann die politische Polarisierung der amerikanischen TV-Landschaft, so Richard John.
Bisheriger Höhepunkt: die Angriffe von Präsident Donald Trump auf die etablierten Medien, und vor allem auf seinen Lieblingsfeind CNN.
„You have an agenda. You are CNN. You are fake news“, sagte Trump bei einer Pressekonferenz zu einem CNN-Reporter.
„Situation ist viel schwieriger geworden“
Robyn Curnow arbeitet seit 20 Jahren bei CNN – zunächst als Korrespondentin in Europa und Südafrika und heute als Moderatorin in Atlanta.
„Weltweit herrscht ein brutales Gezerre zwischen den politischen Lagern. Nationalismus und Populismus zeigen ihr hässliches Gesicht. In dieser Situation ist Berichterstattung viel schwieriger geworden.“
Medienkritiker betonen allerdings auch: CNN liefere Trump für seine Hasstiraden immer wieder Munition – zum Beispiel, als eine Mitarbeiterin des Senders im Wahlkampf 2016 der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton vor einer Fernsehdebatte Fragen zuspielte.
Ted Turner verkaufte sein Medienimperium 1996 an den Time-Warner-Konzern, der heute zum Telekommunikationsgiganten AT&T gehört. Mittlerweile rangiert CNN in der Zuschauergunst auf Platz drei der US-Nachrichtensender, nach Fox News und dem linksliberalen Sender MSNBC.
Die Corona-Pandemie lässt die Quoten steigen
„Die große Zeit des 24-Stunden-Nachrichtenfernsehens ist verblasst“, sagt Medienhistoriker Richard John. „Aber bei einer internationalen Krise schauen auch diejenigen, die Nachrichten online und auf ihren Mobiltelefonen beziehen, CNN.“
So konnte CNN im April als Folge der Corona-Pandemie seine Zuschauerzahlen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppeln, meldete der Mediendienst Nielsen
Heute hat CNN zwei Dutzend regionale und thematische Spartensender und 3000 Angestellte weltweit. Moderatorin Robyn Curnow ist überzeugt:
„Veränderung ist gut. Für CNN als Medienmarke ist es wichtig, sich der wandelnden Welt anzupassen. Das passiert vor allem mithilfe der Technologie, die unsere Inhalte in alle Ecken des Globus bringt. Aber am Ende geht es immer wieder um die Grundlagen des Journalismus: Wer, was, wann, wo, wie, warum? Die Fakten und die Einordnung. Das ist heute wichtiger denn je.“
© Deutschlandfunk / Katja Ridderbusch